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Vorgestern fand sich auf einem spätpaläolithischen Fundplatz am rechten Niederrhein an einem verandeten Mäander eines Flüsschens das in den Rhein entwässert ein leider rezent gebrochenes Rückenmesser. Die Bruchstelle zeigt markant den Querschnitt der Grundform und die weiße Schicht der Patinierung der Außenseiten die im deutlichen Kontrast zur ursprünglichen Färbung des Feuersteins steht.
Maße: max. Breite 8-9 mm
Länge noch 2.3 cm
Es werden nach einer Bewirtschaftung über mehrer Wochen hinweg mehrere intensive Prospektionen durchgeführt. Das Fundaufkommen ist dabei vergleichsweise sehr gering. Es handelt sich wohl eher um einen kurzzeitigen Aufenthalt von Jägern und Sammlern an dieser Stelle auf einer heute weit erodierten Erhöhung am Flussufer.
Die vorliegenden Fundbelege von Rückenspitzen, Rückenmessern, Sticheln und kurzen Kratzern decken das gesamte Spektrum eines Fundinventars des späten Paläolithikums ab. Die Masse des Fundaufkommens überliefert im Wesentlichen Debitage in Form von Kernsteinen, Bruchstücke lang-schmaler Grundformen, Abschläge, Absplisse und angeschlagene Geschiebefeuersteinstücke. Weiter liegen ein Schlagstein aus Quarzit, ein Amboßstein aus einem flachen Geröll, ein an einer Kante in Facetten angeschliffenes Tonschiefergeröll sowie ein kleinformatige Steinperle vor. Viele der Fundbelege sind rezent beschädigt. Daher vermute isch, dass der Platz bereits weitgehend durch die zunehmende Einebnung der Fläche unter der intensiven modernen Bewirtschaftung in seinen Befunden bereits stark angegriffen oder ganz zerstört ist.
zum Typ der Rückenmesser aus M. Bolus in: H. Floss STEINARTEFAKTE
"Ein Rückenmesser, frz.
lamelle a dos, engl.
backed bladelet, ist ein aus einer Lamelle bzw. schmalen Klinge oder einem länglichen Abschlag gearbeitetes Werkzeug, bei dem zumindest einer Längskante durch mehr oder weniger steile Reutsche duetlich gestumpft ist und dessen Breite 10 mm nicht übersteigen sollte. Die Retusche kann sich über die gesamte Länge einer oder mehrere Kanten erstrecken, diese aber auch nur partiell erfassen."
S. 43
"Es wurden aber auch kürzere Lamellen und schmale Klingen gestumpft. Ein Nachteil der dieser besonders im Endpaläolithikum regelhaft angewandten Verfahrensweise ist jedoch, dass die Stücke nicht in gleicher Weise genormt sind, wie das bei der geschilderten Serienherstellung der Fall ist." ......... "Häufig sind die Rückenmesser jetzt auch breiter als im Jungpaläolithikum"
S. 431
Bei einer Durchsicht des bisher vorliegenden Inventars durch einen Doktoranden der UNI Köln fiel diesem bereits die Bandbreite der Rückenmesserfundbelege auf. Umso schöner, dass nun ein weiteres Belegstück für eine solche breite Variante gefunden werden konnte.
lG Thomas
